Wenn dein Nüchtern-Blutzucker trotz Low-Carb Abendbrot zu hoch ist, gibt eine Reihe von unterschiedlichen Gründen dafür. Zunächst einmal ist eine Low-Carb Ernährung eine effektive Möglichkeit den Blutzucker bei Diabetes Typ 2 zu senken. Kohlenhydrate zu reduzieren oder sogar bei einigen Mahlzeiten fast ganz weg zu lassen, ist nicht immer leicht. Umso frustrierender ist es dann, wenn der Blutzucker am morgen zu hoch ist, obwohl am Abend zuvor ein Low-Carb Abendbrot oder sogar „No-Carb“ gegessen wurde. In diesem Artikel erfährst welche Gründe dahinter stecken könnten. Wenn du Diabetes und regelmäßig zu hohe Nüchtern-Blutzuckerwert hast, ist es notwendig mit deinem behandelnden Arzt darüber zu sprechen.

Grundsätzlich gilt: Der Körper und der Stoffwechsel braucht einige Zeit um sich umzustellen. Dieser Anpassungsprozess kann sogar einige Wochen in Anspruch nehmen. Viele Menschen mit Diabetes Typ 2 geben die Low-Carb Ernährung zu schnell frustriert auf, wenn sich nicht sofort die gewünschte Wirkung zeigt. Bedenke aber, dass sich die Erkrankung Diabetes auch nicht innerhalb weniger Tage entwickelt hat und habe etwas Geduld. Wenn sich trotzdem langfristig nichts bewegt bei den morgendlichen Nüchtern-Blutzuckerwerten, kann einer folgenden Gründe dahinter stecken.

Das Dawn-Phänomen bei Diabetes

Dieser Begriff kommt aus dem englischen und bedeutet übersetzt „Morgendämmerung“. Wenn der Wecker uns morgens aus dem Bett klingelt, ist das Stress für uns. Der Körper muss den Stoffwechsel vom entspannten Schlafen abrupt hochfahren und „Leistung“ bringen, wie etwa duschen, Kaffee kochen und Zähneputzen. Dabei werden die Stresshormone Cortisol und Glukagon freigesetzt. Diese sorgen dafür, dass die Leber Energie für den Tagesbeginn aus ihren Speichern ins Blut freisetzt. Aus diesem Grund steigt nun der Blutzuckerspiegel an. Bei gesunden Menschen reagiert der Körper daraufhin mit der vermehrten Insulinausschüttung, um den Anstieg wieder auszugleichen. Daher spielt das Dawn-Phänomen bei Nicht-Diabetikern keine Rolle.

Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 wird zwar auch Insulin ausgeschüttet, aber es wirkt nicht mehr so gut (Insulinresistenz). Daher ist das Dawn-Phänomen ein möglicher Grund für erhöhte morgendliche Nüchtern-Blutzuckerwerte bei Typ-2-Diabetikern. Abhilfe kann ein abendlicher Spaziergang 25-30 Minuten) schaffen, idealerweise nach dem Abendbrot.

Nüchtern-Blutzucker zu hoch bei Dawn-Phänomen
Das Dawn-Phänomen ist möglicher Grund für erhöhte morgendliche Nüchtern-Blutzuckerwerte bei Diabetes Typ 2

Fett-Protein-Einheiten als Grund für erhöhten Nüchtern-Blutzuckerspiegel

Wenn am Abend zu vor „Low-Carb“ oder sogar „No-Carb“ gegessen wurde (z.B. großes Steak mit Salat), kann die Mahlzeit stattdessen deutlich mehr Fett und Protein enthalten als sonst. In diesem Fall könnten auch die sogenannten Fett-Protein-Einheiten der Grund für. den erhöhten Blutzucker am morgen sein. Denn eine Fett- und proteinhaltige Mahlzeit lässt den Blutzucker zeitverzögert auch ansteigen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Fertigpizza. Sie verursacht aufgrund der Kohlenhydrate sofort einen Anstieg des Blutzucker in den 1-2 Stunden nach der Mahlzeit. Aber häufig kommt es auch 5-7 Stunden nach der Mahlzeit erneut zu einem (unerklärlichen) Anstieg des Blutzucker-Spiegels. Mehr Informationen über Fett-Protein-Einheiten findest du hier. Tipp: Nicht zu spät essen, sondern gerne vor 20:00 Uhr.

Nächtliche Unterzuckerungen

Nächtliche Unterzuckerungen sind bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zwar eher selten, können aber durchaus in Einzelfällen ursächlich für hohe Nüchtern-Blutzuckerwerte am morgen sein. Gerade zu Beginn einer Ernährungsumstellung kann ein sehr kohlenhydratarmes Essen am Abend, für den Stoffwechsel „überraschend“ sein. Ohne die gewohnte Versorgung mit Kohlenhydraten vor der langen Nacht, kann der Blutzuckerspiegel durchaus mal etwas tiefer als gewöhnlich absinken. Auf dieses Alarmsignal reagiert der Körper mit der Freisetzung von Zucker aus den Leberspeichern. Dabei kann er es mit unter etwas „übertreiben“ und über’s Ziel hinaus schießen, sodass der Zuckerwert am morgen höher als sonst ausfällt.

Wenn der Verdacht auf nächtliche Hypoglykämien besteht, sollten zunächst nächtliche Blutzuckermessung durchgeführt werden. Stelle dir hierfür 2-3 Nächte nach einem Low-Carb Abendbrot den Wecker auf eine Zeit zwischen 2-4 Uhr. Miss dann im Bett deinen Blutzucker notiere. Notiere dir auch den BZ-Wert im Bett direkt vor dem Einschlafen. Wenn Du nächtliche Unterzuckerungen bemerkst, sprich mit deinem Arzt darüber, ob sie etwa durch eine Anpassung der Dosis des Langzeitinsulins vermieden werden können. Du kannst auch versuchen, abends Kohlenhydrate nicht ganz wegzulassen, sondern sie nur zu reduzieren oder eine kleine Spätmahlzeit zu essen (Banane, Apfel, Frucht-Joghurt). 

Bei einer Ernährungsumstellung müssen meist die antidiabetischen Medikament in ihrer Dosis angepasst werden. Gründe für nächtliche Unterzuckerungen und damit gegenregulatorisch auch zu hohen morgendlichen Nüchternwerten könnten falsch berechnetes Mahlzeiteninsulin, zu hohe Langzeitinsulindosis, Sulfonylharnstoffe oder andere antidiabetische Medikamente sein. Sprich immer mit deinem Arzt darüber, ob die Dosis von antidiabetischen Medikamenten angepasst werden muss, wenn du deine Ernährung umstellst. Das gilt vor allem für jede Form des Fastens und bei starker Reduzierung der Kohlenhydrate.

Grippale Infekte (Erkältungen)

Erkältungen, vor allem mit Fieber, lassen den Blutzucker auch in die Höhe schnellen und der Körper braucht in dieser Zeit mehr Insulin als sonst. Insulinpflichtige Menschen mit Diabetes Typ 2 können mit ihrem Diabetologen absprechen, wie sie hier über eine Dosisanpassung am besten entgegen wirken können. Bei starken Erkältungen ist es auch ratsam etwas öfter den Blutzucker zu messen als für gewöhnlich. Auch eine Überfunktion der Schilddrüse kann den Blutzucker erhöhen. Bei dauerhaft erhöhten Werten, kann es ratsam sein, auch die Schilddrüsenblutwerte bei der nächsten Blutentnahme mit bestimmen zu lassen.

Medikamente können auch der Grund sein

Einige Arzneimittel ­wirken Blutzucker erhöhend. Das trifft ­besonders auf Kortison zu. Sie werden beispielsweise bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, Asthma oder Hauterkrankungen eingesetzt. Darüber hinaus erhöhen bestimmte Medikamente gegen psychische Erkrankungen, wie etwa Depressionen, den Blutzucker. Bei Schilddrüsenerkrankungen können Medikamente eingesetzt werden, die einen Einfluss auf die Wirksamkeit von antidiabetischen Arzneimitteln wie etwa Metformin haben können. Sie können z.B. die Wirkung von Metformin oder Insulin abschwächen und so den Blutzucker erhöhen. Eigenmächtige Dosisanpassungen der Medikamente sind jedoch nicht zu empfehlen und sollte nur in Absprache mit dem Arzt durchgeführt werden.

Praktische Sofortmaßnahme: Das kannst du tun wenn dein Zuckerwert am morgen erhöht ist (130-180 mg/dl)

Trinke ein 0.5 l Glas stilles Wasser und mache einen etwa 25 Minütigen Spaziergang an der frischen Luft.


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