Über die genauen Ursachen von Diabetes Typ 2 diskutieren Wissenschaftler und Ärzte schon eine geraume Zeit. In der Diskussion haben sich jedoch drei Bereiche heraus kristallisiert, die in Kombination an der Entstehung von Diabetes Typ 2 beteiligt sind.

  1. Genetische Veranlagung
  2. Umweltfaktoren
  3. Bauchbetontes Übergewicht, bedingt durch zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung und zu wenig Bewegung

Verbreitung von Diabetes Typ 2 weltweit

Diabetes Typ 2 hat sich zu einer weltweiten Epidemie entwickelt. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Anzahl der an Diabetes erkrankten verdoppelt. Aktuell sind über 422 Millionen Menschen betroffen. Das entspricht etwa 8,5% der Weltbevölkerung und die Tendenz ist nach wie vor steigend [1]. Besonders betroffen sind Länder, in denen der Wohlstand in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen ist. China ist hierfür ein herausstechendes Beispiel. Im Zeitraum von 1980-2013 stieg die Anzahl an Chinesen, die unter Diabetes Typ 2 litt von 1% auf 11,6% an. Damit löste China die USA als Spitzenreiter ab [2].

Verbreitung von Diabetes in Deutschland

Im Hinblick auf die Erkrankungshäufigkeit liegt Deutschland erschreckenderweise, innerhalb Europas, an zweiter Stelle und weltweit auf Position neun. Aktuelle Zahlen schätzen, dass 7.5 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes leiden. Mit 95% ist der überwiegende Anteil davon Typ-2-Diabetiker. Laut dem Diabetes Bericht 2019 sind das 7,5% aller in Deutschland lebenden Erwachsen. Die Zahlen zeigen leider auch noch, dass die Krankheit bei uns weiterhin auf dem Vormarsch bleiben wird. Denn 21% aller Erwachsenen haben bereits die Vorstufe von Diabetes-Typ-2 (gestörte Glukosetoleranz) und die Dunkelziffer von unerkanntem Diabetes liegt bei etwa 22% der Bevölkerung [3]

Bluzuckermessung bei Diabetes Typ 2
Diabetiker müssen regelmäßig ihren Blutzucker messen | Jonas Mittag, M.Sc. Ernährungswissenschaftler

Diabetes Ursachen

Zunächst ist es wichtig klar zwischen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 zu unterscheiden. Typ-1-Diabetes tritt am häufigsten zwischen dem 6. und dem 15. Lebensjahr auf. Ursächlich für die Erkrankung ist eine Autoimmunreaktion. Hierbei richtet sich das Immunsystem des Körpers gegen die eigenen Zellen in der Bauchspeicheldrüse, in denen Insulin produziert wird (Langerhansschen Inseln).

Im Rahmen der Autoimmunreaktion dringen weiße Blutkörperchen (Immunzellen des Blutes) in das Gewebe der Bauchspeicheldrüse ein und rufen dort eine Entzündung hervor. Diese Entzündung zerstört nach und nach die Langerhansschen Inseln.

Wenn ungefähr 80% der insulinproduzierenden Zellen zerstört sind, wird der Diabetes manifest. In diesem Moment zeigen sich bei den Patienten klare Symptome wie z.B. häufiger Harndrang, Müdigkeit, ständiger Durst und eine ungewollte Gewichtsabnahme. Dabei treten die Symptome viel plötzlicher und stärker auf als bei Typ-2-Diabetikern.

Da bei Typ-1-Diabetikern die insulinproduzierenden Zellen zerstört wurden, sind sie zwingend auf das Spritzen von kurzwirksamen Insulin zu den Mahlzeiten angewiesen.

Was löst Diabetes aus?

Der Erkrankung Diabetes Typ 2 liegt eine Insulinresistenz und eine Störung der frühen Phase der Insulinsekretion nach dem Essen zugrunde. „Insulinresistent“ bedeutet, dass die Körperzellen weniger auf Insulin ansprechen als bei gesunden Menschen. Das Hormon Insulin kann deshalb den Blutzucker nicht mehr so schnell in die Zellen transportieren. Die Kombination aus einer verminderten Insulinempfindlichkeit der Zellen und einer gestörten Insulinsekretion führt zum Anstieg des Blutzuckerspiegel.

An der Entstehung von Diabetes Typ 2 sind mehrere Ursachen gemeinsam beteiligt:

Liste der Diabetes Typ 2 Ursachen

  • Bauchbetontes Übergewicht mit Fettzellinfiltrierung der Leber und Bauchspeicheldrüse
  • Bewegungsmangel
  • Genetische Veranlagung
  • Verminderte Insulinempfindlichkeit (Insulinresistenz)
  • Gestörte Ausschüttung von Insulin.
  • Gestörte Produktion bestimmter Darmhormone (Inkretine)

Weitere Risikofaktoren für Diabetes Typ 2

  • Rauchen
  • Nicht-alkoholische Fettleber
  • Niedriger Bildungsstand
  • Lebensumgebung Stadt (Feinstaub & Stickoxide, Grünflächen, Lärmbelästigung)
Diabetes Ernährung
Für Typ-1-Diabetiker ist die Injektion von Insulin überlebensnotwendig

Diabetes Typ 1 Ursachen

Die genauen Ursachen für Typ-1-Diabetes sind trotz intensiver Forschung bislang weitgehend ungeklärt. Klar ist, dass bestimmte Erbanlagen die Entstehung von Typ-1-Diabetes beeinflussen. Denn 95% aller Typ-1-Diabetiker sind Träger von speziellen Genen, welche die Bildung von Antikörper gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse begünstigen. Letztlich entsteht Diabetes Typ 1 durch eine fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers. Die Abwehrzellen des Immunsystems zerstören dabei die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin bilden und ausschütten.

Die Vererbbarkeit von Typ-1-Diabetes ist jedoch nicht so hoch wie häufig angenommen. Lediglich 3-5% der Eltern, Geschwister oder Kinder eines Typ-1-Diabetikers sind ebenfalls von der Erkrankung betroffen. Hierin begründet sich auch, dass 90% der Typ-1-Diabetiker aus Familien stammen, in denen bislang kein Diabetes aufgetreten ist. Haben jedoch beide Eltern Typ-1-Diabetes, so besteht für die Kinder ein mit 25% deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko [4].

Studien zeigen Hinweise darauf, dass bestimmte Infektionskrankheiten wie Mumps, Masern und Röteln die fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers fördern können. Zudem gibt es ein bislang unerklärtes Nord-Süd-Gefälle bezüglich der Häufigkeit von Diabetes Typ 1.

Verfolgt man die Erkrankungshäufigkeit beginnend in Skandinavien bis zum Äquator, so fällt auf, dass je nördlicher man schaut, desto häufiger haben die Menschen Typ 1 Diabetes. Als mögliche Gründe werden unter anderem die Sonnenlichtexposition und Vitamin D diskutiert.

Weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Entstehung von Typ-1-Diabetes [5]

  • Zu geringe Stillzeit des Säuglings (weniger als sechs Monate)
  • Gabe von glutenhaltigem Getreide in den ersten sechs Lebensmonaten
  • Zu frühe Gabe von Kuhmilch
  • Niedrige Vitamin-D Spiegel

Diabetes Typ 2 Symptome

Diabetes Typ 2 beginnt sehr schleichend. Das Risiko steigt mit zunehmenden Alter und Körpergewicht an. Da der Stoffwechsel bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 nur langsam aus der Bahn gerät, merken die Patienten sehr lange rein gar nichts. Zu hoher Blutzucker tut „leider“ nicht weh. Aus diesem Grund wird Typ-2-Diabetes häufig nur „nebenbei“ entdeckt. Beispielsweise wenn aufgrund einer anderen Erkrankung ein stationärer Krankenhausaufenthaltes notwendig wird.

Diabetes Typ 2 Symptome:

  • Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker)
  • Chronische Müdigkeit
  • Häufiges Durstgefühl und Harndrang

Weitere mögliche Diabetes Typ 2 Symptome:

  • Schlecht heilende Wunden
  • Übelkeit, Bauchschmerzen
  • Harnwegsinfekte
  • Antriebslosigkeit
  • Schlappheitsgefühl
  • Sehverschlechterung, wechselnde Sehstärke
  • Trockene Haut
diabetes-ernaehrung
Chronische Müdigkeit kann ein Hinweis für erhöhten Blutzucker sein | Diabetes Typ 2 Ursachen

Wenn Du wissen möchtest, ob mit deinem Blutzucker alles in Ordnung ist, dann kannst Du in den meisten Apotheken kostenfrei deinen Blutzucker mit einem Blutzuckermessgerät bestimmen lassen. Dein morgendlicher Nüchternblutzucker sollte unter 126 mg/dl liegen. Du kannst natürlich auch direkt zu deinem Hausarzt gehen und dir dort Blut abnehmen lassen. Dein Hausarzt wird dann neben dem Nüchternblutzucker auch den Langzeitzucker (HbA1c) analysieren lassen. Liegt der bei 6.5% oder mehr, so reicht das für die Diagnose Typ-2-Diabetes [6].

Im Unterschied zu Typ-1 Diabetes zeigt sich bei Typ-2 noch ein weiteres Leitsymptom – die „Hyperinsulinämie“ (chronisch erhöhter Insulinspiegel). Hierin liegt auch der wichtigste Unterschied zwischen Typ-1 und Typ-2. Bei Typ-2-Diabetikern, außer bei bestimmten Subtypen, produziert der Körper zu viel Insulin, weshalb im Laufe der Zeit die Körperzellen weniger empfindlich für das Hormon Insulin werden. Dieser Mechanismus wird Insulinresistenz genannt.

Um weiterhin den Blutzucker nach Mahlzeiten ausreichend senken zu können, muss der Körper eines Typ-2-Diabetikers deutlich mehr Insulin ausschütten als der von stoffwechselgesunden Menschen.

Wird jedoch immer mehr Insulin ausgeschüttet, verstärkt dies weiter die Resistenz. Die ansteigende Resistenz wiederum sorgt dafür, dass die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin produzieren muss, um den Blutzucker in Schach zu halten. Dieser Teufelskreislauf steigert sich immer weiter in einer Aufwärtsspirale. Ab einem bestimmten Punkt schreitet die Insulinresistenz jedoch schneller voran als die Erhöhung der Insulinproduktion. Die Folge ist ein chronischer Anstieg des Blutzucker auf ein ungesundes Maß.

Differentialdiagnostik: habe ich Diabetes Typ-1 oder Typ-2?

In manchen Fällen ist nicht sofort klar, welcher Typ Diabetes vorliegt. Denn auch wenn Typ-1-Diabetes eher Kinder und Jugendliche betrifft, kann die Autoimmunreaktion auch im hohen Alter noch ausbrechen. Zudem gibt es spezielle Suptypen, wie z.B. dem „LADA“. Diese Abkürzung steht für „Latent autoimmune diabetes in adults“. Es handelt sich eine Form des Typ-1-Diabetes und tritt meist bei normalgewichtigen Menschen über 30 Jahren auf. Die Erkrankung beginnt in der Regel mit milden Symptome. Genau hierin begründet sich die Gefahr der Verwechslung mit Typ-2-Diabetes.

Zur Klärung der Frage welcher Typ Diabetes vorliegt, können z.B. Antikörper bestimmt werden (Glutamatdecarboxylase).

Diabetes Typ 2 befällt den gesamten Organismus

Während die meisten Krankheiten nur einzelne Organsystem angreifen, befällt Diabetes systemisch den gesamten Körper. Diabetes ist die Hauptursache für Herzinsuffizienz, für Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie für schmerzhafte Neuropathien. Außerdem ist Diabetes die Hauptursache für Nierenversagen, Erblindung, Amputationen, Demenz und Unfruchtbarkeit. Aufgrund dieser gravierenden Folgeerkrankungen und dem damit verbundenen Leid, sollte es das oberste Ziel sein, Diabetes Typ 2 zu verhindern oder zu heilen im Sinne einer andauernden Remission.

Diabetes Typ 2 Folgeerkrankungen:

  • Chronisches Nierenversagen
  • Diabetische Retinopathie (kann zur Erblindung führen)
  • Diabetisches Fußsyndrom (kann zu Amputationen führen)
  • Diabetische Polyneuropathie (autonom oder peripher)
  • Herzinsuffizienz
  • Myokardinfarkt
  • Apoplex
  • Demenz

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Wissenschaftlich fundierte Ernährungstipps bei Diabetes Typ 2

„Diabesitas“ – Zusammenhang Übergewicht und Diabetes Typ 2

Unter den Diabetes Typ 2 Ursachen zählt das bauchbetonte Übergewicht zu den wichtigsten. Wenn wir langfristig mehr Energie zu uns nehmen als wir verbrauchen, ensteht Übergewicht. Denn die überschüssige Energie lagert unser Körper für „schlechte“ Zeiten in Form von Fettzellen ein. Hierbei folgt unser Körper einem alten genetischen Muster, welches unserer Spezies in der Vergangenheit das Überleben sicherte.

Für unsere Vorfahren in der Steinzeit war es notwendig, im nahrungsreichen Sommer viel Energie für den bevorstehenden Winter einzulagern. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren bauen wir jedoch unseren „Winterspeck“ nicht mehr natürlicherweise ab. Im Gegenteil, dank Winterkleidung, Heizung, Weihnachtsstollen und den obligatorischen Festessen an Weihnachten und Neujahr, nehmen wir in der kalten Jahreszeit eher zu als ab.

Wenn dann der BMI das kritische Maß von 30 überschritten hat, sprechen Ärzte von Adipositas, der sogenannten Fettsucht.

Bereits eine Gewichtszunahme von 8-10 Kg erhöht das relative Risiko Diabetes Typ 2 zu bekommen um 270% [7].

Menschen mit Übergewicht haben also sehr viel überschüssige Energie eingelagert. Essen sie jedoch weiterhin zu viel, muss unser Köper die zusätzliche Energie irgendwie ebenfalls speichern. Da die Fettzellen jedoch schon „voll“ sind, wird zunehmend auch Fett in Organen wie Leber und der Bauchspeicheldrüse eingelagert. Fettgewebe das sich in und um Organe wie Leber, Nieren, Darm und Bauchspeicheldrüse befindet wird „viszerales Fett“ genannt.

Viszerales Fettgewebe äußert sich in einen erhöhten Taillenumfang. Wenn sich der überwiegende Teil des Körperfettes im Bauchbereich befindet, wird dies als „zentrale Adipositas“ bezeichnet. Die Internationale Diabetesföderation (IDF) stuft bei europaischen Männern einen Taillenumfang ab 94 cm und bei Frauen ab 80 cm als zentrale Adipositas ein.

Zusammenhang von Bauchumfang und Diabetes | Diabetes Typ 2 Ernährung
Fetteinlagerungen in und um die Bauchorgane erhöhen das Diabetes Risiko | Diabetes Typ 2 Ursachen

Fettgewebe im Bauchbereich ist besonders schädlich und gefährdet die Gesundheit stärker als Unterhautfettgewebe. Viszerales Fettgewebe ist hormonell sehr aktiv und fördert z.B. Entzündungen im Körper. Lagert sich Fett innerhalb von Organen ab, so spricht man vom sogenanntem „ektopen Fett“. Übersetzt bedeutet dies soviel wie „Fett, das natürlicherweiser nicht an diese Stelle gehört“.

Ektopes Fett hindert die hochspezialisierten Zellen der Leber und Bauchspeicheldrüse daran ihre Funktionen zu erfüllen. Da die Leber das zentrale Stoffwechselorgan ist und eng mit dem Bauchspeicheldrüse zusammen arbeitet, gerät so der Energiestoffwechsel aus der Balance.

Während der Entstehung von Diabetes Typ 2 wird die Leber zunehmend resistenter gegenüber der Wirkung von Insulin. Das regt die Bauchspeicheldrüse dazu an noch mehr Insulin zu produzieren und auszuschütten.

Solange weiterhin zu viel und zu süß gegessen wird, dreht sich diese Spirale immer weiter und die Insulinresistenz nimmt stetig zu. Irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse, durch die jahrelange Überbeanspruchung, buchstäblich ausgebrannt.


Insulin wird von unserem Körper benötigt, um Zucker aus der Blutbahn in die Zellen aufnehmen zu können. Die Zellen benötigen Zucker, da sie daraus chemische Energie (ATP) erzeugen können, welche den „Kraftstoff“ für alle Vorgänge in unserem Körper darstellt.

Nur so ist es unserem Herzmuskel möglich zu arbeiten, unserem Gehirn möglich zu denken und unserer Lunge möglich zu atmen.

Die wesentliche Aufgabe des Speicherhormons Insulin ist es Energie aus dem Blut in die Zellen zu schaffen. Bei Übergewichtigen sind die Energie speichernden Zellen nun allerdings schon „voll mit Energie“.

Viele kohlenhydratreiche Mahlzeiten und Snacks führen dazu, dass unsere Bauchspeicheldrüse ständig unter Hochdruck arbeiten muss und noch mehr Energie mit Hilfe des Insulins in die überfüllten Zellen gestopft wird.

Wie anfangs erwähnt führt ein chronisch hoher Insulinspiegel dazu, dass die Insulinresistenz ansteigt. Schreitet die Insulinresistenz schneller voran als die Erhöhung der Insulinproduktion, dann bleibt unweigerlich der Blutzucker auf einem dauerhaft hohem Niveau, wie es beim Diabetes Typ 2 der Fall ist.

Start der medikamentösen Therapie

Bei der Erst-Diagnose von Diabetes Typ 2 wird in der Regel meist direkt mit der medikamentösen Therapie begonnen. Insbesondere bei stark ausgeprägter Stoffwechselentgleisung, wäre alles andere auch fahrlässig und nicht mit den Vorgaben der Leitlinien vereinbar.

Diabetes heilen durch die richtige Ernährung | Diabetes Ernährung
Meistens wird sofort nach der Diagnose von Diabetes Typ 2 mit der medikamentösen Therapie begonnen

Leider wird jedoch häufig verpasst, die Patienten ausführlich über die Bedeutung einer Gewichtsnormalisierung und die damit verbundene Chance der temporären „Heilung“ (Remission) zu informieren.

Findet eine solche Information doch statt, geht sie meist nicht über eine kurze Wissensvermittlung hinaus. Wie auch. Erstens liegt die durchschnittliche Dauer des Patienten-Arzt Gesprächs in Deutschland gerade einmal bei 7.6 Minuten und zweitens sind Ernährungsinterventionen nicht Teil der Ausbildung von Ärzten [8, 9].

Die Empfehlung einfach mehr Vollkornprodukte und Gemüse zu essen statt Haribo und Schokolade, sowie sich einen Hund für die tägliche Bewegung anzuschaffen, ist leider alles andere als zielführend.

In den Köpfen vieler Ärzte herrscht noch immer die vereinfachte Formel der negativen Energiebilanz vor. Diese fehlerhafte Formel besagt, dass wer abnehmen möchte nichts weiter tun muss als weniger Energie aufzunehmen als eigentlich vom Körper benötigt wird (Gesamtenergieumsatz).

Der größter Fehler dieses Konzeptes ist es anzunehmen, der Energieverbrauch würde konstant bleiben, wenn die Kalorienzufuhr reduziert wird.

Diese Annahme ist jedoch grundlegend falsch. Verringern wir stark die zugeführte Energiemenge, versetzt das unseren Körper in höchste Alarmbereitschaft.

Er rechnet mit dem Schlimmsten, wie z.B. einer Hungersnot. In Zeiten eines knappen Energieangebots versucht unser Körper das in diesem Moment Wichtigste zu schützen – die Fettreserven. Hormonell gesteuert werden eine Reihe von Schutzmechanismen ausgelöst. So wird z.B. der Gesamtenergieverbrauch gedrosselt, indem unter anderem weniger Energie für die Wärmeproduktion aufgewendet wird. Aus diesem Grund frieren wir auch schneller, wenn die ersten Kilos von der Hüfte verschwunden sind.

Auf eine 35% Verringerung der Kalorienzufuhr reagiert unser Körper ganz einfach ebenfalls mit einer etwa 35% Verringerung des Energieverbrauchs.

Ebenso wird das Hungerhormon Ghrelin vermehrt ausgeschüttet, so möchte uns der Körper dazu „zwingen“ schleunigst mit der Diät wieder aufzuhören.

Das Gemeine an der hormonellen Regulierung unserer Körpergewichtes ist die Tatsache, dass sie willentlich nicht beeinflussbar ist. So können wir beispielsweise nicht einfach beschließen, nicht mehr hungrig zu sein.

Dieser kleiner Exkurs macht deutlich, warum Abnehmen komplexer ist als „einfach weniger essen und mehr bewegen“.


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Doch zurück zum Patienten-Arzt-Gespräch.

Eine ernsthafte Motivation des Patienten und Anbindung an moderne und professionelle Ernährungsberatung findet nicht immer statt. Zwar vermitteln Diabetologen Gespräche mit Diabetesberatern(innen). Allerdings sind diese Beratungen meist ebenfalls geprägt von reinem Wissenstransfer und ohne der Berücksichtung ernährungspsychologischer Erkenntnisse der letzten Jahre (vergleiche: emotionales Essen, 2-Prozess-Theorie nach Kahnemann, Konfrontationstherapie bei Heißhungerattacken, systematisches Erkennen und Ändern von Ernährungsgewohnheiten, individueller Austausch von geeigneten/ungeeigneten Lebensmitteln, etc.)

Ernährung bekämpft Diabetes Typ 2 Ursachen wirkungsvoll

Vor einigen Jahren wurden Ärzte und Wissenschaftler hellhörig, als sich die Fallbeispiele von stark übergewichtigen Typ-2-Diabetikern häuften, die binnen weniger Tage nach einer bariatrischen Operation (Magen-By-Pass, Magenverkleinerung, Magenband) plötzlich einen völlig normalen Blutzucker hatten und all ihre Diabetesmedikamente absetzten konnten.

Offensichtlich wurde diese spontane Heilung ausgelöst durch die radikale Verringerung der zugeführten Nahrungsmenge. Schnell entstand die Idee, diesen Effekt auch ohne die großen Risiken und Kosten einer Operation, durch die bloße Umstellung der Ernährung zu erreichen. In der Nachbeobachtung zeigte sich, dass die Remission durchschnittlich 8,3 Jahre anhielt. Hierbei gilt, je höher der HbA1c vor der Operation und je länger der Diabetes schon bestand, desto früher kam die Erkrankung auch zurück [10]

Ernährung bei Diabetes
Eine Gewichtsabnahme von 15% kann den Blutzucker wieder normalisieren | Diabetes Typ 2 Ursachen

Insbesondere der Arzt und Forscher Roy Taylor, von der englischen Newcastle University widmete sich diesem Ansatz und führte mehrere hochklassige Studien durch, die weltweit für Aufsehen sorgten.

In seinen Studien konnte er zeigen, dass durch eine Gewichtsabnahme von 10-15% des Ausgangsgewichtes, 46% der Studienteilnehmer ihren Diabetes heilen konnten im Sinne einer vollständigen Remission [11, 12]

Mechanismus der Heilung

Bei einer Gewichtsabnahme versucht unser Körper als allererstes dasjenige Fett loswerden, das sich an Orten festgesetzt hat, wo es nicht hingehört. Folglich wird zunächst allem voran das Fett in der Leber und der Bauchspeicheldrüse abgebaut. Wenn sich also zu Beginn der Ernährungsumstellung äußerlich noch nicht viel tut, so passiert doch innerlich jede Menge.

Bei Studienteilnehmern sank beispielsweise das Gesamtkörpergewicht nur um wenige Prozentpunkte. Der Fettgehalt der Leber reduzierte sich hingegen von ursprünglichen 30.4% auf unglaubliche 1.3%.

Mit der Gewichtsabnahme und der Entfettung der Organe geht eine drastische Steigerung der Insulinempfindlichkeit einher. Zudem findet eine Art Wiederbelebung der ausgebrannten, insulinproduzierenden Zellen statt und der Blutzucker normalisiert sich insgesamt [13]. Somit werden die Diabetes Typ 2 Ursachen effektiv bekämpft.

Weitere Vorteile einer erfolgreichen Ernährungsumstellung:

  • Häufig können alle antidiabetischen Medikamente abgesetzt werden.
  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit nehmen ab.
  • Steigerung des Selbstwertgefühls.
  • Patienten berichten mobiler, fitter und lebensfroher zu sein.
  • Drastische Verringerung des Risikos für Folgeerkrankungen.
  • Längere Lebenserwartung bei höherer Lebensqualität

„TOFIS“ – Gesunde Dicken und ungesunde Dünne

Aber wie kommt es, dass nicht alle stark übergewichtigen Menschen Diabetes bekommen bzw. auch tendenziell schlank wirkende Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken?

Überraschenderweise haben 36% der Patienten bei der Diabetes Typ 2 Erstdiagnose, einen BMI im Normalbereich (d.h. unter 25). Umgekehrt sind etwa 30% der fettleibigen Erwachsenen absolut stoffwechselgesund [14].

Der BMI allein ist kein guter Indikator für das individuelle Diabetesrisiko. Entscheidend ist vielmehr der Anteil des Körperfettes in und um die Organe in der Bauchhöhle. Wirklich genau lässt sich das z.B. mittels eines MRT-Scans herausfinden. MRT-Untersuchungen sind allerdings teuer und mit langen Wartezeiten verbunden. Der Bauchumfang hingegen kann schnell und einfach mit einem Maßband bestimmt werden. Er ist, in Kombination mit dem BMI, ein wichtiger Indikator für ein erhöhtes Diabetesrisiko.

Für Menschen, die schlank wirken, jedoch viel gefährliches Bauchfett aufweisen, wurde der Begriff „TOFI“ geprägt. Es handelt sich dabei um eine Abkürzung die für „thin outside, fat inside“ steht.

Entscheidend für das individuelle Risiko ist die jeweilige Körperfettverteilung. Gesunde Übergewichtige haben mehr Unterhautfettgewebe und weniger Fett in und um die Organe im Bauch herum. Frauen vom Birnentyp sind tendenziell gesünder, da das Fett eher in Gesäß und Oberschenkeln eingelagert ist.

Der führende Wissenschaftler Roy Taylor kommt außerdem zu dem Schluss, dass es einen individuellen Fettgrenzwert gibt, ab dem einerseits das viszerale Fett die Erkankung Diabetes auslöst und andererseits, wann bei einer Gewichtsabnahme der Diabetes wieder rückläufig ist [15].

Zusammenfassung Diabetes Typ 2 Ursachen

  • Zucker und sehr kohlenhydratreiche Kost führt bei einem bewegungsarmen Lebensstil zu einem chronisch erhöhtem Insulinspiegel.
  • Dauerhaft hoher Insulinspiegel führt zu einer Insulinresistenz der Zellen und zur Speicherung von überschüssiger Energie in Form von Fett und die bauch-betonte „zentrale Adipositas“ entsteht.
  • Besteht diese Art der Fehlernährung langfristig, kommt es nach Annahme der „Twin Cycle Hypothesis“ zur Einlagerung von Fett innerhalb von Leber- und Pankreaszellen. Die Fetteinlagerung behindern die hochspezialisierten Zellen daran den Energiestoffwechsel zu regulieren und die Insulinresistenz schreitet weiter voran. Dieser Prozess kann durch eine bestehende genetische Disposition beschleunigt werden.
  • Steigt die Insulinresistenz schneller als die Erhöhung der Insulinausschüttung, resultiert dies in einem chronisch erhöhtem Blutzucker (Diabetes Typ 2).
  • Eine Gewichtsreduktion kann das schädliche intraorganelle Fett einschmelzen, die Insulinresistenz rückgängig machen und den Blutzucker normalisieren.

Ernährungsumstellung bei Diabetes Typ 2

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